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Kulturelle Identität - Der Versuch einer Definition
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Um sich einer Definition von kultureller Identität zu nähern, gilt es zunächst den Begriff Identität genauer zu hinterfragen.
Billigt man jemandem eine Permanenz eine zeitliche Kontinuität zu, so verleiht man ihm eine Identität. Sie ist nur schwer zu fassen, etwas Absolutes, Invariantes, Unantastbares, das eine Person oder ein Volk in seiner historischen Kontinuität definiert. Eine Identität setzt Einheit und Kohärenz voraus, welche jedoch, genau wie Permanenz und Kontinuität, nie einfach gegeben, sondern von Menschen angestrebte Ideale sind. In der Art und Weise, wie man diese Ziele verfolgt, in Frage stellt, wieder aus den Augen verliert und irgendwann wieder neu aufgreift, formt man die eigene Identität.
Nach Durkheim existiert eine duale Identität: Das individuelle Sein, das Charakterzüge, Erbgut und persönliche Erfahrungen umfasst und das gesellschaftliche Sein, welches den Werten und Normen der Zugehörigkeitsgruppen entspricht (s.a. ). In der Regel besteht zwischen der individuellen und der kollektiven Identität eine Wechselwirkung, da die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und deren Identitätsmerkmale auf das eigene Individuum zurückwirkt. Zugleich entwickelt sich aus den individuellen Identitäten die kollektive Identität.
Um sich der eigenen Identität bewusst zu werden, erfordert es nach De Singly eines entgegengesetzten Anderen, das einem das eigene Ich vor Augen führt. Identität konstruiert sich demnach nicht nur durch Selbstbezug sondern baut sich auch auf der Konfrontation mit dem Andern auf.
Als kulturelle Identität bezeichnet man institutionalisierte Ordnungsvorstellungen, die eine Einheit bilden, sich gegen andere abgrenzen lassen und sich dadurch selbst beschreiben. Kulturelle Identitäten sind immer heterogen und umfassen bestimmte Vorstellungen, die untereinander in Konflikt geraten können. In solchen Konflikten tritt die Identität meist erst in Erscheinung. Kulturelle Identität umfasst Gemeinsamkeiten, wie Klima und Geographie, Sprache oder Religion. Sie kann nicht losgelöst vom Raum existieren, sondern ist verbunden mit einer institutionellen Ordnung und sozialen Gruppen, aus denen sie besteht. Das kann eine Identifikation mit einem Territorium sein oder die Zugehörigkeit zu einer legal konstituierten Form, z.B. die eines Staates.
Weiter lässt sich feststellen, dass der geschlossene Kulturbegriff, der kulturelle Identität versucht an Merkmalen wie Sprache oder Bildung festzuschreiben, dem offenen Kulturbegriff weicht, der besagt, dass Kulturen versteinern, wenn sie nicht den lebendigen Austausch mit anderen Kulturen suchen.
Angesichts der Globalisierung und der damit verbundenen Migration lässt sich in Frage stellen, ob es in Zukunft noch eindeutig voneinander abgrenzbare kulturelle Identitäten geben kann oder ob nicht vielmehr hybride Identitäten vorherrschen werden. Zumindest in Teilbereichen wird es nach allgemeiner Überzeugung weiterhin distinkte kulturelle Identitäten geben. Heute weicht nationalstaatliche Identität der supranationalen Identität. Identitätsfragen sind auf unserem Kontinent zu europäischen Dimensionen ausgewachsen. Die gemeinsame Währung und die gegenwärtige Ausarbeitung einer Europäischen Verfassung sind bedeutende Schritte in diese Richtung. Dennoch wird es noch dauern, bis jeder Europäer unseren Kontinent als primär identitätsstiftendes Moment begreift. Quellen Thomas K. Schippers: Kulturelle Identität: Auf der Suche nach einer Definition, The International Scope, 1999Institut für Medien und Kommunikationswissenschaften, Universität HalleEuropäische Kommission
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